Ich hätte da gern mal ein Problem - ein Lehrstück in Yoga Philosophie
Ich hätte da gern mal ein Problem …. 😊, war ein geflügelter Spruch unter den Hotline Mitarbeitern, von denen ich eine war. Kunden meldeten sich damit an unserer Hotline. Damals fand ich das aus einer überheblichen Warte heraus lustig. Sie riefen ja an, weil sie schon ein „Problem“ hatten, aber verwirrt waren, und sich nicht gut ausdrücken konnten.
Und nun hat mich dieses Thema des „Probleme Lösens“ wieder eingeholt und mir die Gelegenheit gegeben tiefer in die Spiele meines Verstandes und meiner Psyche zu schauen.
In der yogischen Philosophie spricht man von verschiedenen Hüllen (Koshas), aus denen unser Mensch-Sein besteht. Wir haben einen physischen Körper aber auch eine energetische, emotionale und eine intellektuelle Hülle, die sich gegenseitig durchdringen und beinflussen.
Was haben nun diese Hüllen mit meinem Erleben von letzter Woche zu tun?
Ich hatte dadurch die Gelegenheit einige der Spiele und Dramen, des wunderbaren Theaterstücks, welches Leben heißt, durchschauen zu können und letztendlich auch daran erfreuen.
Aber erst mal war ich mitten drin, auf der Bühne, bin als Schauspielerin voll in meiner Rolle aufgegangen:
Mein Sohn hatte ein Problem mit seinem neuen Laptop und bat mich ihm zu helfen, oder hat er mir nur erzählt, dass eine bestimmte Funktion nicht mehr verfügbar ist, und dann bin ich sofort „angesprungen“ und habe versucht eine Lösung zu finden?
Bis vor einem Jahr war ich ja hauptberufliche „Problemlöserin“ im IT- Bereich. Irgendwie war ich wieder in meinem alten Element, konnte zeigen, was ich noch so kann und hab mich voll reingehängt. Alle Tricks aus 25-jähriger Berufserfahrung habe ich herausgeholt, um der Ursache des Problems auf die Spur zu kommen. Doch irgendwann kam ich nicht weiter, auch nicht mit Hilfe der Hotline des Herstellers. Begeistert habe ich neue Dinge gelernt, über Lagesensoren in Handys und Tablets und auch, dass die Sensorfunktion mit einem Testprogramm geprüft werden kann. Aber das System entschied einfach, die Funktion beim Start immer wieder zu deaktivieren.
Eine völlige Neuinstallation des Gerätes als letztendlicher Vorschlag kam nicht in Frage.
Meinem Sohn war es schlussendlich gar nicht so wichtig, ob die Funktion verfügbar war.
Schweren Herzens und 5 Stunden später, ich hatte die Zeit ganz vergessen, legte ich das Gerät beiseite und musste mir eingestehen, dass ich nichts ausrichten konnte.
Na, ein kleiner Versuch noch! Was wollten ich eigentlich korrigieren, was war das eigentliche Problem? Ich nahm den Laptop noch mal in die Hand und beschäftigte mich mit der Handhabung der Funktion, und sieh da: Ta- Ta, es funktionierte!
Nämlich genau so wie es vorgesehen war, wenn der Laptop im Tablet Modus lief, mit umgeklapptem Bildschirm.
Es gab überhaupt gar KEIN PROBLEM! 😊
UND?, was habe ich gelernt? Das ist hier für DICH hier gar nicht so wichtig 😉.
Vielleicht kannst du die Situation auch gar nicht so nachempfinden, weil es ja ein Lehrstück für mein Leben, für mich war.
Ich möchte dich hiermit ermutigen, bei dir genauer hinzuschauen, in Situationen im Leben, die sich kompliziert, vertrackt, schwierig anfühlen und in denen meinst ein Problem lösen zu müssen.
Es gibt IMMER etwas zu lernen, JA! Was das im Einzelnen bedeutet, wird aber auch immer individuell sein und vielleicht genauso spannend wie das Problemlösen.
Oder sind wir dann schon wieder beim Lösen einer Lern-Aufgabe, eines Problems?
Wie wäre es, wenn wir gar keine Probleme mehr sehen, die es unbedingt zu lösen gilt, weil es gar keine sind?
Wenn es nichts zu Erreichen und Lernen gibt, nur ein Erinnern, wer oder was wir eigentlich SIND?
Und hier schließt sich der Kreis. Ich habe am Anfang dieser kleinen Geschichte ja die verschiedenen Hüllen des menschlichen Seins aus yogischer Sicht erwähnt, aber nicht alle aufgezählt.
Da gibt es noch den subtilsten, inneren Kern, die Wonnehülle. Diese lässt sich eigentlich gar nicht beschreiben, sie ist nicht mit dem logischen, analytischen Verstand zu erfassen.
Und dort ist auch die Ebene, auf der es WIRKLICH keine Problem gibt.
Mit dem Loslassen meiner Emotionen, und glaubt mir, das war jetzt nicht so ganz einfach wie hier aufgeschrieben, und mit einem genauerem Hinschauen und Analysieren (mit der Hülle der Erkenntnis, des Intellekts), konnte ich am Ende schon über mein verbissenes Problemlösen lachen. Und das Eis genießen, was mein Sohn und ich uns dann gemeinsam gegönnt haben.
Das hat sich dann leicht und gelöst und ein bisschen wie Wonne-Hülle angefühlt.
Yoga ist die Harmonisierung dieser unterschiedlichen Hüllen, unterschiedlichen Aspekte deines Seins. Und dafür gibt es verschiedene Methoden. Eine davon sind die Asanas, die viele von euch aus dem Yoga Unterricht kennen. Der 8-gliedrige Pfad nach Patanjali nennt insgesamt 8. Davon wiederum ist die Selbsterforschung (Svadhyaya) eine der 5 Regeln der persönlichen Disziplin und Ethik (Niyamas).
Ich wünsche dir, dass sich wenn nicht alle, doch viele deiner „Probleme“ mit einem Lachen auflösen, du mit einem Lächeln das Verstricken in unwirkliche Vorstellungen und Glaubenssätze abmildern oder gar ganz auflösen kannst.